über die politische Bedeutung von Spargel, Wein und fragwürdigen Verbrüderungen

Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor

Javor: Ich ärgere mich, dass man nur über den Spargel beim Treffen von Gusenbauer mit Haider schreibt, aber nicht informiert, welcher Wein getrunken wurde, wo ich doch immer schon wissen wollte, welcher Wein zu Spargel passt. In dieser Sache hätte ich mich gerne auf die Kernkompetenz von Herrn Gusenbauer verlassen. Da kennt er sich nämlich wirklich aus.

Menasse: Na ja, wahrscheinlich wurden ja am Anfang des Essens kleine Fettnäpfchen serviert, das muss der Gusenbauer lieben. Den Wein dazu weiß ich allerdings auch nicht. Hoffentlich hat er sich wenigstens einen kleinen Schwips angetrunken, weil der Erfolg seiner Mission war ja dann nicht wirklich berauschend.

Javor: Dass er bei einem Treffen mit Haider nichts zu gewinnen hat, hätte er vorher wissen können. Beim Bärentaler kann man den alten Witz noch einmal anwenden, der da lautet: Der Haider verkauft dir sogar seine Großmutter, wenn es ihm politisch etwas bringt. Im Gegensatz zu anderen Politikern, die das auch tun, liefert er aber dann nicht. Gusenbauer hat die Pensionskürzungen erwartungsgemäß nicht verhindern können, dem Haider hat er jedoch geholfen, von den Toten wieder aufzuerstehen.

Menasse: Ja, es ist wirklich unklar, welcher Spargel ihn da gestochen hat. Aber er befindet sich ja in guter Gesellschaft. Präsident Muzicant hat auch dem Haider die Hand geschüttelt, als es um die Verhandlungen zur Wiedergutmachung durch die Bundesländer ging, ohne dadurch bisher nur einen luckerten Euro für die Gemeinde loszueisen. Und beide, Gusenbauer und Muzicant, sind gemeinsam im Jahr 2000 auf dem Heldenplatz gestanden und haben vor 250.000 Menschen zum Widerstand gegen die „Schandregierung“ aufgerufen. Diese vielen Menschen haben jetzt alle einen Kater, ohne vorher einen der exklusiven Weine genossen zu haben, den Gusenbauer zu trinken pflegt.

Javor: Da hätte man ja gleich den Schlögl auftreten lassen können. Die Beliebigkeit dieser führenden Männer in Österreich führt dazu, dass sich die Menschen von der Politik abwenden und ihr schwarz-blaues Schicksal hinnehmen. Weil wenn alle mit allen können, ist alles verloren. Es funktioniert auch in der Politik nicht, dass man Wasser predigt und selber Wein trinkt.

Menasse: Verkauft wird uns das Ganze ja immer als notwendige Strategie, um noch Ärgeres zu verhindern: „Wenn man den Menschen den Pensionsraub ersparen will, muss man eben ein Zweckbündnis schließen.“ Oder: „Wenn man für die alten Menschen noch rechtzeitig Geld erhalten will, muss man Grundsätze über Bord werfen.“ Die Qualität einer solchen Vorgangsweise lässt sich jetzt leicht ermessen: Die FPÖ ist wieder im Spiel, Haider verkauft sich als Retter der kleinen Leute – und die Händeschüttler stehen ohne Hände da.

Javor: Es gibt da so was wie Gerechtigkeit: Unmoral hilft nicht, sondern sie wirkt so, wie wenn man mit Hunden ins Bett geht: Man wacht mit Flöhen auf. Oder anders gesagt – und das sollte doch zumindest Gusenbauer wissen: Wer gepantschten Wein trinkt, wacht mit einem Brummschädel auf.

Menasse: Ich habe nicht das Gefühl, dass Gusenbauer seit dem Spargelessen irgendwann wach war. Er erholt sich offensichtlich von seinem Schock, gar nichts Konstruktives erreicht zu haben. Die Partie geht jetzt rüber zum Schüssel. Der kann bald nicht mehr nur den pflegeleichten Haupt wiegen, sondern wird sich mit einem Vizekanzler Haider auseinander setzen müssen. Absurderweise ist diese Konstellation die einzige Chance, dass wir die FPÖ doch noch loswerden.

Javor: Schüssel wird irgendwann über seine Selbstgerechtigkeit stolpern. Er glaubt ja förmlich, „er hat Gott bei de Fiess gepackt“. Um den will ich mir aber auch keine Sorgen machen, das ist nicht meine Sache.

Menasse: Na, bei der Selbstgerechtigkeit ist ihm der Gusenbauer hart auf den Fersen. Wenn er schon nicht so viel Geld für Beratung ausgeben kann wie der Finanzminister, ein paar gute Ezzes kriegt man ja schon um den Preis von einem Flascherl Rioja.

Javor: Also, ich habe auch noch keinen getroffen, der von sich behaupten kann, dass Muzicant einen Rat von ihm angenommen hätte. Da sind sich die hohen Herren scheinbar auch sehr ähnlich.

Menasse: Was bleibt uns also? Abwarten und Wein trinken.

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