Israel und Hamas: Zwei ungleiche Konfliktparteien

© Ibraheem Abu Mustafa/​Reuters

Kommentar von Nathan Spasić

Israel steht unter Beschuss. Ende Mai hageln tausende Raketen auf das Land. Abgefeuert von einer Terrormiliz, welche gemeinsam mit der Hisbollah oder dem sogenannten Islamischen Staat sämtliche Terrorlisten dieser Welt anführt. Obwohl das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome seit 2011 die meisten Geschoße abfängt, stellen diese auf die Zivilbevölkerung gerichteten Waffen wieder einmal die Prioritäten der Hamas unter Beweis. Während laut eigenen Angaben im Gazastreifen und im Westjordanland rund 3500 Menschen an Covid verstorben sind, scheint der Kampf gegen den einzigen demokratischen Staat in der Region wichtiger zu sein als jener gegen die Pandemie. Israel antwortet mit dem Beschuss von Hamas-Stellungen. Dabei zeigen Luftaufnahmen, dass sich viele Abschussrampen in dicht besiedelten Gebieten, etwa nahe Schulen, Krankenhäusern oder UN-Gebäuden befinden. Um zivile Opfer zu vermeiden, setzen die Israelis neben Anrufen und SMS seit 2006 eine Warntechnik ein, die mittels nicht explodierender Munition, welche auf das Dach eines Zieles abgefeuert wird, die Bewohner zum Verlassen des Gebäudes bewegen soll. Diese Praxis zeigt den Unterschied zwischen einem Staat, der an Kontrollmechanismen gebunden ist, und einer Terrormiliz, die ohne Warnung zuschlägt. Dieser Unterschied wird in der Diskussion rund um den Nahostkonflikt leider oftmals ausgeklammert. Es steht fest, dass die Hamas keine Befreiungsorganisation ist, die man erst recht nicht auf Augenhöhe mit einem demokratischen Staat stellen darf.

Eine richtige Geste war in diesem Zusammenhang das Hissen der israelischen Flagge am Bundeskanzleramt in Wien. Gerade als neutrales Land ist Österreich verpflichtet, Errungenschaften wie Freiheit, Demokratie und Frieden zu wahren. Es ist der gleiche Akt wie das Hochhalten der französischen Fahne nach den Charlie-Hebdo-Anschlägen in Paris. Wenn ein souveränes Land im Fadenkreuz einer Terrororganisation steht, so ist Solidarität eine den gemeinsamen Werten gewidmete Hommage und zugleich ein klares Zeichen gegen Hass und Meuchelmord. Dass der iranische Außenminister Javad Zarif daraufhin seinen Wien-Besuch absagt, muss man zur Kenntnis nehmen. Es ist wohl auszuhalten, dass ein Vertreter des barbarischen Ajatollah-Regimes, welches die Vernichtung Israels zur Staatsräson deklariert hat, das Hissen der israelischen Fahne nicht goutiert. Mit einer vermeintlich verletzten Neutralität hat dies allerdings nichts zu tun. Außenminister Schallenberg betonte, man mache Solidarität mit Israel nicht abhängig vom Besuchsprogramm anderer Staaten.

Indes versuchen Prominente einen Moment der Aufmerksamkeit zu erhaschen und gerieren sich als Freunde Palästinas. So teilte das US-amerikanische Model Bella Hadid das Foto einer Gruppe von pro-palästinensischen Aktivisten mit ihren 43 Millionen Followern auf Instagram. Unter den Gepriesenen befand sich auch jener Mann, der am selben Tag in New York einen Juden krankenhausreif geprügelt haben soll. Der TV-Kabarettist Trevor Noah ermahnte Israel in einer Ansprache zu mehr Nachsicht. Weil es mehr tote Palästinenser als tote Israelis gebe, solle Israel zurückrudern. Er begründete diesen skurrilen Einfall damit, dass er im Streit mit seinem kleinen Bruder als Stärkerer auch immer nachgegeben habe. Zur gleichen Zeit ziehen Lynchmobs durch die Straßen Israels, Europas und Amerikas. Der ehemalige Hamas-Innenminister Fathi Hammad ruft Mitte Mai die palästinensische Bevölkerung Jerusalems im Fernsehen dazu auf, Juden mit Messern die Köpfe abzuschneiden. Er erklärt, an welcher Stelle man dafür die Kehle durchtrennen soll und fügt hinzu, dass ein Messer nur fünf Schekel kosten würde und man so „den jüdischen Staat demütigen“ könne. Der Moment der Abrechnung sei gekommen, so Hammad.

Wer nach wie vor versucht, Israel die Legitimität seiner Verteidigung abzusprechen, übernimmt auch oft Argumente von Terror-Sympathisanten. Das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung wird nicht durch den Beschuss Israels gelöst, sondern erst recht verstärkt. Jene, die versuchen, die Situation als Anker für vermeintliche Israelkritik zu missbrauchen, bieten einen Nährboden für Antisemitismus. Man darf nicht den qualitativen Unterschied zwischen den beiden Konfliktparteien verkennen. Auch wenn es Besserwisser und Unbelehrbare tun.

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