Was wird von George W. Bush bleiben?

Es wird Eigenschaften wie Entschlossenheit und Standhaftigkeit bedürfen, um unser glückliches Leben in liberalen Demokratien zu bewahren.
Von Martin Engelberg

Derzeit herrscht überwiegend die Meinung vor, George W. Bush werde als schlechtester Präsident der USA in die Geschichte eingehen. Aber wird die Präsidentschaft Bushs auch in einigen Jahren oder Jahrzehnten noch als dunkler Fleck angesehen werden?

Erinnern wir uns an die 80er Jahre, an die Zeit von Ronald Reagan. Was machte man sich nicht, vor allem in Europa, über die US-Amerikaner lustig, weil sie einen drittklassigen Schauspieler zu ihrem Präsidenten gewählt hatten; und dann auch darüber, dass Reagan die Sowjetunion als „Reich des Bösen“ bezeichnete, die Entspannungspolitik aufgab und Milliarden in die „Star Wars“-Initiative pumpte. Wie sehr jedoch hatte sich die Stimmung dann bis zum Ableben von Ronald Reagan im Jahr 2004 geändert. In der „New York Times“ wurde Reagan ausführlich gewürdigt, ja mitunter sogar bejubelt. Er sei der Bezwinger des Kommunismus und der Sowjetunion gewesen und habe den Stolz der Amerikaner nach Vietnam, Watergate und Carter wiederhergestellt.

Auch auf der Seite der Demokraten gibt es ein gutes Beispiel für einen radikalen Wechsel des Images: Harry Truman, der am Ende des Zweiten Weltkriegs Franklin D. Roosevelt nachfolgte und in dessen Schatten stand. Er führte einen unpopulären und für die USA nicht sehr erfolgreichen Krieg in Korea. Heute gilt Harry Truman als einer der großen Präsidenten der USA, man würdigt ihn ob seiner Prinzipientreue, der „Truman-Doktrin“ zur Einschränkung des Einflusses der Sowjetunion und erinnert sich seiner Präsidentschaft, auch in Europa, eher in Verbindung mit dem „Marshall- Plan“ als mit dem von ihm befohlenen Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.

Bei einer Umfrage unter amerikanischen Historikern im April 2008 bezeichneten 61 Prozent die Präsidentschaft von George W. Bush als die schlimmste in der Geschichte der USA, wobei sie ihm vor allem den Krieg im Irak zum Vorwurf machen. Davor hatte Saddam Hussein die Arbeit der UN-Waffeninspektoren ständig hintertrieben und diese zuletzt aus dem Irak hinausgeworfen, sodass sich eigentlich die ganze Welt darüber im Klaren war, dass Hussein Massenvernichtungswaffen entweder noch besaß oder im Begriffe war, wieder solche herzustellen.

Aus der kurzen zeitlichen Distanz seit dem Sturz von Saddam Hussein will sich ihn wohl niemand mehr heute an der Macht vorstellen. Es hat tatsächlich der gewaltigen Entschlossenheit eines Präsidenten wie Bush bedurft, um den Irakkrieg zu führen und Hussein zu stürzen.

In den letzten Jahren wird immer klarer, dass der Niedergang des Kommunismus nicht das Ende globaler Auseinandersetzungen bedeutet hat, wie wir das vielleicht erhofft hatten. Vielmehr sieht sich die westliche Welt nicht nur dem Terror der fundamentalistischen Islamisten ausgesetzt, sondern gerät auch zunehmend in eine Konfrontation mit Staaten, die zwar in Ansätzen marktwirtschaftlich, aber nur beschränkt demokratisch organisiert sind.

Die Auseinandersetzung mit dem Iran und seinen nuklearen Ambitionen, jetzt mit Russland, morgen mit China, wird von den liberalen Demokratien mehr verlangen als Verhandlungen anzubieten und sich allen möglichen Wünschen und Ansprüchen gegenüber verständnisvoll zu zeigen. Es wird auch der Eigenschaften wie Entschlossenheit, Courage, Standhaftigkeit bedürfen, der Bereitschaft Menschenleben einzusetzen und finanzielle Resourcen zur Verfügung zu stellen, um unser, in der Geschichte präzedenslos glückliches, Leben in liberalen Demokratien zu bewahren. Möglicherweise wird George W. Bush als jener Präsident in die Geschichte eingehen, der dies – bewusst oder unbewusst – als Erster erkannt und – vor allem – praktiziert hat.

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