Was soll denn mein Israel tun?

Von Robert Schindel

Es war nicht immer mein Israel. In den sechziger Jahren solidarisierte ich mich wie viele Linke mit den unterdrückten Völkern der Dritten Welt, und das palästinensische zählte dazu. Wir Linken machten viele Dummheiten, diese zählte zu den größten.

Ob man will oder nicht, Israel ist Erbe der Shoah, oder wie es Dan Diner einmal ausgedrückt hat, „Verlängerung der Geschichte“. Es sind nun mal meine Leute, die vernichtet wurden, und es sind wieder meine Leute, die jetzt und zukünftig vernichtet werden, wenn es nach dem Willen Irans und Syriens geht, nach dem Willen von Hamas und Hisbollah. Die Führer der Palästinenser – übrigens die unbarmherzigen Feinde des palästinensischen Volkes – haben zu keiner Zeit den Traum aufgegeben: Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer. Seit fast sechzig Jahren kämpft Israel um sein Überleben. Aber wie immer sind die Juden ja bekanntlich an ihrem Unglück selber schuld. Die veröffentlichte Meinung, die sich neutral gibt, verteilt gleichmäßig Rügen an beide Seiten, tut so, als gäbe es eine mittlere Position. Die einen wollen die anderen vernichten, die anderen wollen bloß in sicheren Grenzen leben. Israel findet keinen verantwortlichen und durchsetzungsfähigen Ansprechpartner, aber mit denen, die es auslöschen wollen, sollen sie verhandeln. Worüber? Über die Modalitäten der Auslöschung?

Jetzt spricht man von den Opfern in der Zivilbevölkerung. Doch so wie die palästinensischen Führer ihre Kinder zum Steinewerfen nach vorne geschickt haben, feige, wie sie immer schon waren, so verstecken Hisbollah und Hamas ihre militärische Infrastruktur inmitten der Zivilbevölkerung, wie das jede Guerilla macht. Solange also das Volk diese Führer duldet und sie sogar wählt, erleidet es die Folgen dieser Duldung. Was soll mein Israel tun? Tötet es gezielt die Strippenzieher, heult die Welt auf. Muss es flächendeckend vorgehen, um die militärische Infrastruktur zu treffen, heult die Welt auf.

Am besten wäre es, wenn die jüdischen Israelis alle auswandern. Halt, das wäre der Welt nicht recht. Dann müsste sie Millionen Juden erdulden. Besser noch, die Juden stürzen sich selber ins Meer. Dabei bedarf es von Seiten der Palästinenser bloß dreier Sätze: Anerkennung Israels in sicheren Grenzen von 1967, Versöhnung mit dem palästinensischen Staat und statt Rückkehrrecht der arabischen Flüchtlinge von 1948/49 großzügige Wirtschaftshilfe durch Israel, die USA und EU. Schon wäre Friede. Wir Juden hätten eine Heimstatt und wären gleichberechtigtes Mitglied der Völkerfamilie Naher Osten, übrigens durchaus zum Segen dieser Völker.

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