Warum wir wurden und wie wir waren

VON PETER MENASSE

Das ist eine neue Serie in NU – und sie ist abgekupfert. „Vor 20 Jahren im Falter“ heißt unser Vorbild mit dem Untertitel „Wie wir wurden, was wir waren“. Ganz so lang wollten wir nicht warten und beginnen daher bereits an unserem 15. Heft-Geburtstag mit einer Rückschau. Die Ausgabe null vom April 2000 war der erste wagemutige Versuch, die öde Medienlandschaft der IKG aufzubrechen und mit einem unabhängigen Magazin herauszukommen. Die Gründer Danielle Spera, Martin Engelberg und Erwin Javor hatten ein klares Zielpublikum vor sich: Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde. NU wollte all das thematisieren, was von den Verantwortlichen der IKG unter den Tisch gekehrt wurde. Und das auf schmalen acht Seiten in einer Aufmachung, die an Flugblätter erinnerte, wie sie in den 1970er-Jahren mit einem Hektographen hergestellt wurden. Allerdings trug das neue Magazin bereits ein elegantes Logo. Der große Typograph Joey Badian, der heute hauptsächlich in den USA lebt, hatte die beiden Buchstaben NU so konzipiert, das sie hebräischen Zeichen ähnelten, dreidimensional wirkten – und auch zu lesen waren, wenn man das Heft auf den Kopf stellte. Dieses Auf-den-Kopf- Stellen war von Anfang an auch inhaltliche Konzeption des Heftes, lief doch allzu viel in der Kultusgemeinde verkehrt und brauchte ein Korrektiv.

Die Themen der Null-Nummer haben an Aktualität nichts verloren. Da geht es um den Schuldenberg, nicht veröffentlichte Dokumente der Kontroll-Kommission, um ebenso endlose wie ergebnislose Sitzungen der Restaurant-Kommission und von der IKG-Führung missachtete, kontroverse Positionen.

Martin Engelberg schrieb in seinem Kommentar über die Granden der Gemeinde: „Es wird zu viel geschummelt, geblufft, sich wichtig gemacht, für den Augenblickseffekt getan“, und weiter zu den offensichtlichen wirtschaftlichen Problemen, die nach seiner Ansicht von den Gegnern gegen die IKG genützt werden könnten: „Daher ist unsere bisherige Haltung obsolet, nicht offen über die Probleme in unserer Gemeinde zu sprechen“, und schließlich: „Um sie hingegen ganz offen zu diskutieren, ist diese Zeitung gegründet worden …“

Wie stand auf der ersten Seite des neuen Hefts: „Nu. Es reimt sich auf Tu.“ Na bitte.

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