Vor 15 Jahren im NU

VON PETER MENASSE

Nach der Februar-Nummer des Jahres 2001, die aus nur vier Seiten bestand, kamen wir erst im September wieder mit einem Heft heraus. Wir hätten, so sagt das Editorial dieser Ausgabe 5, darüber nachdenken müssen, ob wir mit unserer Kritik an der Führung der Kultusgemeinde, für so berechtigt wir sie auch hielten, nicht den Feinden der Juden in die Hände spielen würden. Am Aschermittwoch 2001 hatte Jörg Haider den Präsidenten der IKG mit üblen, untergriffigen Worten attackiert, die hier nicht wiederholt werden sollen. Es war unklar, wie sich die Lage der Juden in Österreich gestalten würde und ob wir nicht bedingungslos zusammenrücken sollten. Unser Argument für das Weiterarbeiten lieferte die Postgewerkschaft, die gerade von einem Skandal rund um ihren Vorsitzenden Hans Georg Dörfler erschüttert wurde, der sich hohe Gagen herauszuholen versuchte. Die Analogie sahen wir darin, dass abgehobene Funktionäre zu lange unkontrolliert werken konnten, ohne von der Basis kritisiert zu werden. Besser Kritik vorher als überbordender Skandal später ist bis heute unser Credo.

Es ging also weiter mit NU und seiner Blattlinie. Das Heft 5 bestand dann aus immerhin zwanzig Seiten. Die wichtigsten Inhalte werden in der vorliegenden Ausgabe und in der nächsten von uns behandelt. Am Titelblatt prangten zwei renommierte Literaten, Robert Menasse und Robert Schindel. Die Bildqualität von NU war echt jämmerlich, sodass die beiden Stars ausschauten, als hätten sie sich gegenseitig mit Scharlach angesteckt. Das Gespräch führte Helene Maimann. Es ist ein Prachtstück von einem Interview, das von den dreien mit viel Klugheit, historischem Wissen und klaren Überzeugungen geführt wurde. Menasse hatte gerade seinen Roman Die Vertreibung aus der Hölle vorgelegt. Schindels 1992 erschienener Roman Gebürtig war verfilmt worden. Es lohnt, liebe Leserin, lieber Leser, ins Archiv von NU zu schauen und es nachzulesen.

Zeitgeschichtlich interessant ist der Beitrag von Saskia Schweiger (heute Sautner), die einen Überblick über das damals neu beschlossene Restitutionspaket der Bundesregierung gab. Alexia Wernegger (heute Weiß) berichtete über die geringe Verurteilungsquote bei verbalem Antisemitismus. So standen die Bemühungen der Regierung, mit dem „Entschädigungsfonds“ längst Fälliges nachzuholen und wohl vor allem das Image Österreichs wieder zu verbessern, den unsäglichen Rülpsern des von Thomas Klestil als Regierungsmitglied abgelehnten Haider und dem gewohnten Antisemitismus der Biertische gegenüber. Wie heißt es so schön? Fortsetzung folgt.

Die mobile Version verlassen