Und das ist gut für die Juden?

Von Gerhard Bronner

Ein Bekannter erklärte mir, dass er für Perot zu stimmen gedenke. Also fragte ich ihn, was seine Beweggründe dafür wären. Seine Antwort war verblüffend: „Der Mann hat so viel Geld, der wird sicher imstande sein, die Wirtschaft des Landes zu sanieren!“

Mein Bekannter, offensichtlich von des Gedankens Blässe nicht sehr angekränkelt, nahm also an, dass Mister Perot seine Milliarden dazu verwenden würde, den beträchtlichen Schuldenberg der USA aus seiner Tasche abzutragen – oder so ähnlich

Was die stimmberechtigten Wähler der Wiener Kultusgemeinde dazu bewog, einen Realitätenmakler namens Muzicant zum Präsidenten zu wählen, weiß ich nicht, doch ich fürchte, dass es ähnliche Motive gewesen sein dürften, wie die des oben erwähnten Perot-Wählers. Sein Gedankenreichtum oder seine Eloquenz können es sicher nicht gewesen sein.

Wohl müssen wir ihm eine nicht zu übersehende Geschäftstüchtigkeit zu erkennen, aber diese dient weniger der Kultusgemeinde, als vielmehr seinem Realitätengeschäft. Die einzige Aktion, die er bis dato unternommen hat, um den erschreckend hohen Schuldenberg der IKG abzutragen, bestand darin, dass er die Bundesregierung die derzeit selbst kaum „Brot auf Hosen“ hat – aufforderte, sich an der Tilgung der Schulden zu beteiligen.

Das hätte ein weniger begüterter IKG-Präsident auch zusammengebracht.

Wirklichen Einfallsreichtum beweist er, wenn er als Chef der Firma „Columbus Immobilien“ die Mietverträge im Haas-Haus vorzeitig kündigt, um eine höhere Rendite zu erzielen. Oder wenn er am Bau des größten Büroturms beteiligt ist, der in der Donaustadt errichtet wird. Die Grundsteinlegung war für den

Präsidenten der Wiener Kultusgemeinde einer der größten Tage in seinem Leben. Nun hat er Mieter für 18.000 Quadratmeter zu finden. Wenn er diese finden sollte, wird das, laut eigenen Angaben, der zweitschönste Tag in seinem Leben.

Es erhebt sich nun die interessante Frage: wieviel Zeit lässt ihm die Mietersuche für sein Präsidentenamt? Und inwieweit gebraucht er seine „Präsidentenwürde“ ums einen Geschäften zu nützen? Anlässlich einer der vielen Diskussionen, an denen er – soweit es ihm seine Maklertätigkeiten erlauben – teilnimmt, sagte er einmal: „Ich will die Mehrheit der Österreicher ins Lager der Anständigen bringen.“

Sollte – wider Erwarten – dieses Vorhaben eines fernen Tages Wirklichkeit werden, bin ich nicht sicher, ob in diesem Lager der Anständigen auch der Realitätenmakler Ariel Muzicant zu finden sein wird.

Fazit: mir wäre ein Präsident lieber, der weniger in den Immobilien-Nachrichten aufscheint, dafür aber mehr am Image der Kultusgemeinde interessiert ist. Es kann nicht die Aufgabe dieses Mannes sein, den latenten oder existenten Antisemitismus dieses Landes ständig zu vermehren, so oft er seinen Mund aufmacht.

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