über Fleischeslust, koscheres Essen und das neue Tierschutzgesetz

Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor

Menasse: Herr Ober, bringen Sie uns zwei große Braune.

Javor: Stell dir vor, ich habe gestern mit zwei Rabbinern über das neue Tierschutzgesetz gesprochen, und was das Erstaunlichste dabei war: Die beiden hatten zu ein und demselben Thema dieselbe Meinung. Zwei Rabbiner, dieselbe Meinung – hat man so was schon gehört?

Menasse: Also ich verstehe schon, dass dieses Phänomen dich irritiert, aber was das Schützen der Tiere betrifft, das interessiert mich überhaupt nicht. Ich esse auf Teufel komm raus Fleisch, ohne wissen zu wollen, ob die Tiere es in ihrem Leben vorher auch wirklich nett hatten. Isst du eigentlich koscher?

Javor: Gelegentlich.

Menasse: Und was sagen jetzt die Rabbiner zum Tierschutzgesetz?

Javor: Die Halacha, das jüdische Gesetz, sagt, dass der Tod des Tieres bereits mit dem Schächtschnitt eintritt. Es ist daher nicht gegen die Regeln, es im Nachhinein zu betäuben. Hätte man die ursprüngliche Fassung gelassen, nämlich zu verlangen, dass es vorher betäubt wird, könnte man koscheres Fleisch in Österreich nicht mehr herstellen.

Menasse: Und was sagt die Halacha dazu, wenn die tote Kuh nach dem Schächtschnitt noch ein-, zweimal laut muht?

Javor: Das gilt einfach nicht. Und aus.

Menasse: Na dann.

Javor: Im Übrigen sind die Tiere nach dem Schächten mindestens so tot wie das Rotwild, das von so manchen schwarz-blauen Mandataren zum Vergnügen bei der Jagd erlegt wird. Da hüpfen dann gelegentlich die toten Tiere blutend durch den Wald. Das fällt aber nicht unter Tierschutz. Eigentlich müsste man ja die Tiere vor der Jagd betäuben, dann würden die meist besoffenen Jäger sie besser treffen und es wäre auch humaner.

Menasse: Glaubst du denn, dass nur schwarze und blaue Mandatare jagen? Allerdings, wenn man sich die Innenpolitik anschaut, kann man das schon glauben. Die Regierungsparteien behandeln ja derzeit Menschen anderer Weltanschauung wie Tiere, die zum Abschuss freigegeben wurden.

Javor: Dabei wäre eine solche Jagd ja nur spannend und sportlich, wenn die Tiere zurückschießen könnten.

Menasse: Ich weiß nicht, was du willst. Gusenbauer hat doch ohnehin nach der ersten Attacke auf Hannes Swoboda eine schwere Drohung hinausgejagt. Stell dir vor, er will nie wieder mit Haider Spargel essen. Knallhart, dieser Mann.

Javor: Ich weiß nicht, was du hast. Immerhin hat Gusenbauer in den letzten Monaten doch einen spektakulären Auftritt gehabt. Kaum hat der Papst abgesagt, ist er selbstlos in die Bresche gesprungen und hat den Mariazeller Katholikentag durch seine unübersehbare Präsenz gerettet.

Menasse: Ja, die Sozialdemokraten sind eben die wahren Helden des Alltags. Josef Cap war gar ohne Krawatte beim Heiligen Vater. Die trauen sich eben was. Dabei gäbe es doch so viele Themen, wo man ganz ernsthaft öffentlich werden müsste. Die Arbeitslosigkeit steigt, die ganze Sinnlosigkeit der Verkäufe von Staatseigentum wird offensichtlich, und die demokratischen Usancen gehen überhaupt den Bach hinunter.

Javor: Es ist wirklich eine hohe Kunst, eine Regierung mit dieser Performance nicht schon gestürzt zu haben. Wo doch in deren eigenen Reihen schon so viel Protest deutlich wird.

Menasse: Die Reaktion der Regierungsparteien ist allerdings auch atemberaubend. Wenn sie eine Wahl verlieren, wie etwa die zum Bundespräsidenten, wollen sie sofort das ganze Amt abschaffen. Wenn einer Politik macht, die ihnen nicht passt, siehe Beispiel Swoboda, wollen sie den gleich vor Gericht stellen. Die Opposition sollte also schnell handeln, bevor die Regierung ganz demokratisch Anhaltelager für anders Denkende einführt.

Javor: Swoboda und wir mit ihm müssen uns ja noch glücklich schätzen. In den Zeiten der „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ haben die Rechten nicht nur, so wie heute auch, bestimmt, wer Landesverräter ist, sondern sie dann auch gleich standrechtlich erschießen lassen.

Menasse: Am besten hält allerdings Hans Peter Martin den Österreichern den Spiegel vors Gesicht. Einen solchen Typen liebt man hier. Immer beleidigt, immer grantig, immer Erbsen zählend, außer bei den eigenen Erbsen und ein echter Verlierer des Lebens. Martin ist Österreich, Österreich ist Martin.

Javor: Auch wenn er de facto ein Verlierer ist, hat er doch durch sein Wahlergebnis der Kronenzeitung zu einem Sieg verholfen. Jetzt haben die Politiker wieder eindrücklich erfahren, dass die Krone Politik und Abgeordnete machen kann. Dafür war dieser Martin den Kleinformatern gerade recht.

Menasse: Erwin, jetzt haben wir uns aber auch mit ihm beschäftigt. Wir verösterreichern zunehmend. Javor: Na mit wem sonst soll ich mich denn hierzulande beschäftigen? Vielleicht mit dem GAK?

Menasse: Ich habe gewusst, du bringst noch Fußball rein. Das Ende der Meisterschaft war ja ähnlich wie die wilde Jagd. Die Austrianer sind ständig waidwund geschossen worden und am Schluss wie betäubt dagestanden. Das war schon sehr inhuman.

Javor: Herr Ober, die Rechnung.

Die mobile Version verlassen