Rabbiner Israelov

von Martin Engelberg (Text) und Peter Rigaud (Fotos)

NU: Wie kamen Sie nach Wien?

Rabbiner Israelov: Ich kam 1981 nach Wien. Es wurde ein Rabbiner für die bucharische Gemeinde gesucht. Kurz davor war Rabbiner Bidermann nach Wien gekommen, er organisierte die bucharische Gemeinde und fand mich in Israel. Ich blieb dann bis 1995 in Wien, dann war ich vier Jahre weg und kam dann 1999 wieder zurück.

Seither gibt es zwei Rabbiner in der bucharischen Gemeinde.
Es gibt insgesamt vier bucharische Synagogen. Die Synagoge in der Tempelgasse und das Bethaus Blumauergasse gehört zu uns. Die Mitglieder des Bethauses der Kabbala in der Josefinengasse kommen mit ihren halachischen Fragen auch zu mir. Nur der Augarten ist mit Chabad verbunden, die haben einen eigenen Rabbiner. Zwischen uns gab es Meinungsverschiedenheiten und wir konnten uns bisher nicht einigen.

Bei der Kashrut arbeiten sie aber zusammen?
Bisher schon – aber jetzt gibt es Schwierigkeiten. Dort sind an und für sich drei gleichberechtigte Partner, Israelov, Niasov und Hotoveli.

Warum kamen bucharische Juden gerade nach Wien?
Die bucharischen Juden gingen über Wien nach Israel und diejenigen, die zurückwollten, kamen hierher, weil Wien die einzige Stadt war, wo sie hingehen konnten. Hier warteten sie, dass sie zurückgehen konnten, und nachdem das nicht ging, haben sie sich hier ansässig gemacht.

Hier in der Gemeinde wird Bucharisch gesprochen?
Ja natürlich – das ist die Muttersprache. Die zweite Sprache ist Russisch und manche, die in Israel waren sprechen auch Hebräisch.

Die Kinder, die hier aufwachsen, welche Sprache sprechen die?
Vor allem Hebräisch. Wir sind sehr mit Israel verbunden. Bucharisch wird im Laufe der Jahre aussterben.

Wie viele Bucharen leben in Wien?
Ca. 500 Familien, das sind 2.000 bis 3.000 Personen.

Wie leben die Bucharen hier? Gibt es eine starke Zusammengehörigkeit, wie hoch ist die Assimilation?
Die Assimilation ist sehr gering, unter 1%. Als ich hierher kam, war das Judentum sehr schwach in der bucharischen Gemeinschaft. Es wurde kein Schabbat gehalten, es gab keine Kashrut, keine Shiurim. Wir haben dann die Moral des Judentums stark ge-hoben und heute gibt es eine große Infra-struktur, Kashrut, Schulen, Restaurants, usw. So behalten wir unsere Tradition und das ist der richtige Weg.

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