Rabbiner Hotoveli

von Martin Engelberg (Text) und Peter Rigaud (Fotos)

NU: Wie wurden Sie Rabbiner?

Rabiner Hotoveli: Gute Frage. Ich stamme schon aus einer religiösen Familie. Aber ehrlich gesagt: Ich wollte nicht unbedingt Rabbiner werden, ich unterrichtete sehr gerne. Ich habe auch ein Studium als Lehrer absolviert. Ich wurde dann Rav in Kiryat Ata, nachdem der bisherige Rabbiner gestorben war. In Kiryat Ata gibt es eine große gruzinische Gemeinde.

Wie kamen Sie nach Wien?
Ich war Rabbiner in Kiryat Ata und wollte mich gerne verändern, da erhielt ich eine Einladung vom Vorsitzenden der georgischen Gemeinde hier in Wien, einmal hierher zu kommen. Das war 2002, sie wollten mich sehr, es fiel mir aber sehr schwer aus Israel wegzugehen, ich war auch sehr jung.

Welche Sprache sprechen Sie?
Georgisch, Hebräisch. Am Schabbat spreche ich in Georgisch, aber meistens spreche ich Hebräisch. Deutsch ist sehr schwer für mich. Bei mir in der Gemeinde sprechen alle entweder Georgisch oder Hebräisch.

Wie viele grusinischen Familien leben hier?
160 Familien, also 500–600 Personen.

Viele haben Wien wieder verlassen?
Ein Teil der Gemeinde verließ Wien wieder, weil es wirtschaftlich sehr schwierig wurde, obwohl es sehr angenehm ist, in Wien zu leben.

Georgische Juden haben viele hundert Jahre sehr abgeschlossen gelebt, heute leben sie in westlichen Gesellschaften. Ist das ein Problem? Gibt es Assimilation?
Ja, es gibt schon Assimilation, vielleicht 1%, aber auch das ist zu viel. Ich mache alles um das zu vermeiden. Ich spreche mit jedem einzelnen.

Wie stehen Sie zu Hochzeiten zw. georgischen und ashkenazischen Jugendlichen?
Ja, da gibt es einen sehr guten Kontakt. Die meisten Kinder unserer Gemeinde sind in der Castellezgasse und dort gibt es auch viele ashkenazischen Kinder und der Kontakt ist sehr gut. Aber bisher habe ich nicht viele solcher Hochzeiten gesehen, aber ich bin sehr dafür.

Einige Gruziner kommen in den Stadttempel.
Ja, einige in den Stadttempel, einige zu Rav Schwarz. Sie kommen zu mir und sagen sie gehen gerne zu Rav Schwarz, sie mögen das Chassidische. Das ist wirklich etwas Besonderes.

Wie fühlen Sie sich in Wien, welche Pläne haben Sie?
Ich weiß nicht, was sein wird. Ich fühle mich hier in Wien gut, aber ich denke auch dauernd darüber nach, nach Israel zurückzugehen. Ich glaube an Gott und was er entscheidet. Ich unterrichte sehr gerne. Ich lerne auch gerne, vielleicht sollte ich lernen Dayan (Rabbinatsrichter) zu werden. Das Leben hier in Wien ist nicht so leicht, man ist doch sehr eingeschlossen.

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