Politische Farbenlehre

Rainer Nowak und Peter Menasse haben sich zum Dajgezzen im Café Engländer getroffen. Das Gespräch führt in die große, weite Welt. Von England und Griechenland über Wien und das Burgenland bis nach Süditalien und Kuba geht die verbale Reise. Die Farbe Violett kommt bei den beiden gar nicht gut an.

Menasse: Ich bin froh, dass wir uns diesmal im Café Engländer treffen und nicht wieder in einer der Spelunken oder Kantinen, die du so interessant findest.

Nowak: Erstens wohnst du hier, und in deinem Alter sollte man dir nicht zu lange Strecken zumuten. Und zweitens gibt es hier eine zentrale politische Botschaft, die du wie immer nicht verstehen wirst. Ich bin ja mehr der Engländer. Also quasi der Briten- Versteher, statt dir, dem Griechen- Versteher.

Menasse: David Cameron ist doch viel zu liberal für dich. Er hat gerade das Schwulen-Plebiszit in Irland gelobt. Außerdem unterscheidet sich Varoufakis von Cameron wie ich mich von dir. Der Grieche und ich sind einfach wirklich besonders schöne Männer.

Nowak: Und du, ich habe auch keine luxuriöse Dachwohnung wie Varoufakis. Über deine volkswirtschaftlichen Kenntnisse hülle ich mich lieber in Schweigen. Und es ist auch typisch, dass du liberal mit schwul assoziierst.

Menasse: Meine Wohnung ist zwar im letzten Stock, aber nicht luxuriös, sondern nur heiß im Sommer. Aber ich beziehe ja auch kein Chefredakteurs- Gehalt.

Nowak: Herausgeber, so viel Zeit muss sein. Warum reden wir nicht endlich über dein Burgenland. Wirst du nun Landesrat in der ersten blauroten Regierung des Landes?

Menasse: Also Rainer, jetzt gehst du zu weit. Da halte ich es mit den Grünen, die plakatiert haben: „Sind die Roten schon ganz blau?“ Und die zwei Farben ergeben gemischt ein hässliches Violett. Man sieht ja, wie meine Wiener Austria derzeit abstinkt. Die sollten ihr Dress auf reines Rot ändern.

Nowak: Ich dachte, Rot plus Blau ergibt Neos-Magenta.

Menasse: Die Farbflächen der Neos im Burgenland sind zu klein, um irgendeine Tönung darauf zu erkennen. Neos und Burgenland ist etwa wie Kärnten und KPÖ oder wie Wien und ÖVP. Alles zwar bunte Vögel, aber eher in der Größenordnung Kolibri.

Nowak: Bitte hör sofort auf. Es gibt auch so etwas wie Artenschutz, und der Wiener Wahlkampf ist eine ernste Sache.

Menasse: Reden wir lieber über die große, weite Welt statt über das kleine Biotop hier. Kennst du noch irgendein Land, in das man mit gutem Gewissen auf Urlaub fahren kann? Und sage jetzt bitte nicht England.

Nowak: Die Schweiz, weil dort die Steuern niedrig sind. Nein, schau nicht so entsetzt, das war jetzt nur ein Schmäh. Ich fahre immer nach Süditalien. Von dort kommt mir Österreichs Politik endlich wieder total sauber vor.

Menasse: Die Schweiz ist ja unter anderem deswegen so reich, weil die Bosse aus Süditalien ihr Geld dorthin verschoben haben.

Nowak: Als Burgenländer müsstest du konsequenterweise nach Kuba reisen.

Menasse: Ja, gewisse Ähnlichkeiten sind nicht zu leugnen. Wir Burgenländer sind auch von den Amerikanern anerkannt. Und wir sind genauso gesellig und lustig. Nur der Wein ist bei uns besser. Was die Politik betrifft, so hat unser Landesfürst eine gar nicht weise Entscheidung getroffen. Er regiert schon seit fünfzehn Jahren, und er will scheinbar unter allen Umständen auf ewig bleiben.

Nowak: Ich nehme zur Kenntnis, dass du ablenkst, weil du dich davor fürchtest, mit mir über die Wiener Politik zu reden. Vermutlich wurden du und NU mit Inseraten gekauft. Menasse: Was bitte sind Inserate? Wir wären schon zufrieden, wenn alle unsere Leser ihre Abos zahlen würden. Aber die Wiener Politik ist doch langweilig. Immer nur den Namen Häupl schreiben, hat wenig Schmäh.

Nowak: Bravo. Dir ist gelungen, was schon lange niemand mehr geschafft hat. Du konntest Häupl ernsthaft beleidigen – von wegen er hat keinen Schmäh.

Menasse: Ich würde es niemals wagen, Häupl zu beleidigen. Schließlich will ich meinen Wohnsitz in Wien ja noch weiter behalten. Übrigens, stimmt es eigentlich, dass du mit Maria Vassilakou befreundet bist und die Presse-Kampagne gegen die Grünen nur Show ist?

Nowak: Jetzt wirst du aber privat.

Menasse: So ernst ist das?

Nowak: Soll ich jetzt alle deine politischen Freunde outen?

Menasse: Ja, ich habe echt seltsame Freunde. Der beste, lieber Rainer, bist du!

 

 

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