Managerschmiede im Schlösschen

Bisher setzte der frühere US-Botschafter in Wien, Ronald S. Lauder, mit seiner Stiftung in Österreich vor allem auf Chabad-Projekte. Mit der Gründung der Lauder Business School bietet Lauder nun jüdischen wie nicht jüdischen Studenten den besten Start für Karrieren in Management und Marketing.
Von Alexia Weiss

Stolz führt Rektor Bruno Kohlberg über „seinen“ Campus. Wo vor einigen Jahren noch Patienten auf einem Bänkchen unter den Schatten spendenden Bäumen Frischluft tankten, wird mit Frühlingsbeginn die fröhliche Geräuschkulisse der Studenten zu hören sein, für die das Maria- Theresien-Schlössel in Wien-Döbling inklusive Park zu einer Oase des engagierten Lernens adaptiert wurde. Seit Oktober tummeln sich die ersten 18 Studierenden auf dem Gelände. Nach Vollausbau sollen es 240 werden – jeweils 60 pro Jahrgang der vierjährigen Ausbildung.

Die Kulisse ist geschichtsträchtig: Von Karl VI. für seine Tochter Maria Theresia im Stil von Schloss Schönbrunn erbaut, soll diese das Palais der Überlieferung nach ihrer Freundin Gräfin Fuchs zukommen haben lassen. Mehrere Zubauten – darunter ein in zwei Hörsäle, technisch vollausgestattetes, teilbares Auditorium, das bei lokkerer Bestuhlung rund 250 Personen Platz bietet. Computerräume in ausreichender Anzahl, und die Möglichkeit, sie rund um die Uhr zu benutzen.

Lernen so ganz anders, als man es von Österreichs Universitäten gewohnt ist: Das Curriculum sieht ganztags Unterricht vor, daneben heißt es lernen, lernen, lernen. Denn der Stoff muss zuerst im Eigenstudium erarbeitet werden und wird dann im Plenum behandelt. Wer nicht am Ball bleibt, kommt nicht mehr mit.

Doch die Lauder Business School hat noch eine weitere Dimension: Jüdischen Studierenden wird ermöglicht, ein jüdisches Leben zu führen. Die Mensa wird koscher geführt, Schabbat und jüdische Feiertage sind lehrveranstaltungsfrei. Wer beten will, kann dazu den Gebetsraum im nahe gelegenen Maimonides-Zentrum aufsuchen. Aber auch das Curriculum spiegelt das Bemühen Lauders, dem europäischen Judentum unter die Arme zu greifen, wider: Neben Deutsch und Russisch wird Hebräisch für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten. Die Studierenden sind international: Niederländer, Ukrainer, US-Amerikaner, Bulgarier. Wer nicht in Wien wohnt, kann im angeschlossenen Wohnheim unterkommen, insgesamt 161 Studierende finden hier Unterkunft.

Leicht ist es jedoch nicht, einen Studienplatz an der Lauder Business School zu ergattern. Denn: Bei der Auswahl der Studenten werden strenge Maßstäbe angelegt. Wert gelegt wird allem voran auf gute Englischkenntnisse. Schließlich wird ausschließlich in englischer Sprache unterrichtet, da mache es wenig Sinn, jemanden mit mäßigen Kenntnissen zuzulassen, der dann den Vortragenden nicht folgen könne, so Sharon Gerdov, Managing Director der Business School. Kohlberg erläuterte gegenüber NU das Aufnahme-Procedere folgendermaßen: Es gibt standardisierte Bewerbungsunterlagen, die bei der Schulleitung angefordert werden können. Matura oder das Äquivalent in anderen Ländern sind ebenso Voraussetzung wie ein Toefl-Score von mindestens 550. Hierbei handelt es sich um einen international gebräuchlichen Englischtest. Weiters müssen zwei Empfehlungsschreiben beigelegt werden. Auch etwaige Berufserfahrung wird abgefragt – und auf Basis dieser Auskünfte dann entschieden, wer zum schriftlichen Aufnahmetest und dem darauf folgenden mündlichen Gespräch eingeladen wird. Schriftlich wird weniger Allgemeinbildung denn logisches Denken abgefragt, so Kohlberg. Es gehe etwa darum, zu zeigen, dass man eine in englischer Sprache gestellte Rechenaufgabe verstehe. Die nächste Hürde: die Finanzen. Hier hat die Schule eine Übersicht ausgearbeitet, die Interessenten einen Überblick über die anfallenden Kosten geben soll. Für das Studienangebot (inklusive der auch an öffentlichen Unis zu berappenden Studiengebühren), Essen und Wohnen fallen demnach in einem Studienjahr etwas über 12.600 Euro an. Doch Kohlberg betont, es gebe auch die Möglichkeit, ein Stipendium in Anspruch zu nehmen. So seien österreichische Unternehmen, die etwa in den EU-Beitrittsstaaten Filialen oder Tochterfirmen hätten, durchaus interessiert daran, gut ausgebildete Management-Kräfte zu haben, die aus den betreffenden Ländern kämen. Stipendien gebe es aber auch von privaten Sponsoren. Ein Nebeneffekt: Stipendienbezieher würden auch für Tätigkeiten im Rahmen der studentischen Selbstverwaltung herangezogen. Darunter falle die Aufsicht in der Bibliothek ebenso wie in den Computerräumen. Der Abschluss der Business School ermöglicht übrigens nicht nur ein weiterführendes Studium in den USA, sondern man kann in den Vereinigten Staaten auch die Steuerberatungsprüfung machen. Langfristig sei geplant, auch im Schlössl ein Doktoratsstudium anzubieten.

Die derzeit auf vier Jahre angelegte Ausbildung schließt mit dem österreichischen Titel Magister (FH) ab. Der laufende Betrieb der Business School wird einerseits über die Studentenbeiträge, andererseits über die Bundesbeiträge pro Fachhochschul-Studienplatz und Jahr sowie über Sponsoren finanziert. Den Umbau der Räumlichkeiten, der über sieben Millionen Euro kostete, hat die Lauder Foundation gemeinsam mit Sponsoren übernommen.

Die Immobilie, in der zuvor ein Neurologisches Krankenhaus untergebracht war, wurde der Lauder Foundation von der Stadt Wien baurechtlich für 99 Jahre übertragen, mit der Auflage, Infrastruktur-Investitionen vorzunehmen. Was den Reiz ausmache, gerade an dieser Einrichtung in Wien zu studieren, fragte NU die 25-jährige Frankfurterin Szanckower. Einerseits gebe es diese Kombination von Management und Marketing woanders nicht, meint sie. Andererseits sei das Angebot an hebräischen Fächern ein zusätzlicher Anreiz. Sie sei Jüdin und „in Deutschland waren nicht mehr so viele jüdische Leute in meiner Umgebung. Und ich wollte wieder mehr mit jüdischen Leuten zu tun haben.“

 

INFO

Informationen und Bewerbungsunterlagen können angefordert werden bei: Lauder Business School, Admissions Office, Hofzeile 18-20, A-1190 Wien

Tel.: +43/(0)1/369 18 18, Fax: +43/(0)1/369 18 17,

E-Mail: admissions@lbs.ac.at .

Die Homepage der Business School ist zu finden unter: http://www.lbs.ac.at

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