Macht braucht Kontrolle

Von Erwin Javor

Glauben die derzeitigen Machthaber wirklich, dass wir den Unterschied zwischen Bruttoeinnahmen und Gewinn nicht kennen? Wenn man nämlich die Personalkosten der Abteilung, Betriebs- Verwaltungskosten, Inserate, Abschreibung – und vor allem 13 Millionen Zinsen – als Aufwand abgezogen hat, dann bleiben lediglich 1,3 % vom angeblich 1,5 Milliarden-Wert der Immobilien.

Beratung nicht nötig?

Bei genauerer Betrachtung ist also die Performance wahrlich nicht so berauschend, dass man sich nicht endlich dazu entschließen sollte, unabhängige und international renommierte Fachfirmen – wie z.B. Richard Ellis oder Jones, Lang Wotton, gemeinsam mit Treuhänderfirmen wie KPMG oder Price Waterhouse – ein Bewirtschaftungskonzept erstellen zu lassen. Macht braucht nämlich Kontrolle, und es wurde die Gebäudeverwaltung und technische Abteilung der Kultusgemeinde weder von der Kontrollkommission noch von einer unabhängigen Fachfirma je durchleuchtet.

Schwere Preisverhandlungen?

Da können schon einmal böse Gerüchte aufkommen. Ich zweifle selbstverständlich keine Sekunde an der persönlichen Integrität der Vorsitzenden der Immobilien- und Technikkommission, aber zeugt es nicht von mangelnder Sensibilität, wenn ein Großauftrag für Sonnenschutzvorrichtungen von eben dieser Kommission an die Firma der Vorsitzenden vergeben wird? War die Differenz zum Zweitbieter denn wirklich so groß?

Logische Lösung?

Leider ist die Kultusgemeinde inzwischen ein Sanierungsfall. Da gehören schnellstens unabhängige und professionelle Berater her, die nicht vom täglichen, kleinlichen Hickhack beeinflusst werden.

Der Präsident sieht das anders.

In der Februarausgabe der Gemeinde schreibt er mit Bezug auf die Budgetanalyse 1999 bzw. 2000 „IN EIGENER SACHE“, dass die geringe Mitgliederzahl es unmöglich macht, die Kosten der Kultusgemeinde zu erwirtschaften. Also werden – man glaubt es kaum – im Resümee drei zu künftige Vorgangsweisen abgeleitet:

1. Abdeckung der Defizite durch die öffentliche Hand oder (da wird sich die Regierung aber ärgern)

2 . Auflösung der jüdischen Gemeinde in Wien oder

3. Zuwanderung von ca. 60.000 – 8 0.000 Juden (also verzehnfachen wir halt die derzeitigen Mitglieder) .

Was anderes fällt den derzeitigen Machthabern scheinbar nicht ein.

 

Wie wär’s denn mit a bisserl sparen?

Muss denn wirklich andauernd umgebaut werden? Oder wie wäre es mit einem Verzicht auf Prestigeprojekte und Prestigeveranstaltungen? Oder wären etwa gar weniger Verwaltungsbeamte denkbar? Oder, um einen ganz revolutionären Gedanken ins Spiel zu bringen, wäre es vielleicht auch möglich, das selbsterstellte Budget ernst zu nehmen? Macht braucht Kontrolle Ð zum Schutz der Mitglieder, aber letztlich auch zum Schutz des Präsidenten und seiner Funktionäre.

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