Lets discuss

Jüdische Jugendliche und Junggebliebene im Alter von 18 bis 30 Jahren und mehr streiten, argumentieren, setzen sich auf ein Podium und stellen sich der Diskussion. Unter der engagierten Leitung der 25-jährigen Jasmin „Jasse“ Freyer ist etwas möglich geworden, was in den letzten Jahren oft sehr schmerzlich vermisst wurde.
Von Martin Engelberg

Schon die erste Diskussionsveranstaltung Mitte Jänner mit dem Titel „Die Vielfalt der jüdischen Jugend in Österreich“ war bemerkenswert. Acht Exponenten der verschiedensten Strömungen im Judentum, von orthodox über traditionell bis reformorientiert, bucharisch, georgisch usw. , stellten sich vor. Engagiert, artikuliert, selbstbewusst präsentierten sich die ca. 20 bis 30-Jährigen und die von ihnen vertretenen Gruppen.

Sehr spannend und kontrovers war die Diskussion über Israel, wobei die Berichte von Hadas Hecht, einer in Wien lebenden Israelin, über ihre Erfahrungen als Soldatin, die auch ihren Dienst in der Westbank zu verrichten hatte, besonders beeindruckten. Laura Lassar vom Schomer hatte mit ihrer der derzeitigen israelischen Politik kritisch gegenüberstehenden Position keinen leichten Stand. Ihre Argumente wurden dennoch mit Respekt aufgenommen – keine Selbstverständlichkeit in unserer Gemeinde.

Auch die Situation der Vereinigung Jüdischer Hochschüler Österreichs (VJHÖ), die vor allem in den 60er und 70er Jahren zahlreiche politische und gesellschaftliche Aktivitäten setzte, ist trist. Nach mehreren Jahren schwacher und mitunter heftig kritisierter Aktivitäten (gemeinsames Palatschinkenkochen usw.) hat die VJHÖ ihre Tätigkeit seit einigen Monaten gänzlich eingestellt. Ein jüngst erfolgter Wiederbelebungsversuch von David Ungar-Klein scheiterte.

Bei „Let’s discuss“ fanden seit der ersten Veranstaltung mehrere Diskussionsrunden statt, bei denen sich 10-20 Teilnehmer einfanden, die sich vor allem mit den verschiedenen Aspekten jüdischer Identität befassten. Von den Diskussionsrunden erfährt man über E-Mail.

Genauere Infos bei Jasmin Freyer: jassef@yahoo.com oder 0650/482 15 40.

 

Jasmin Freyer im Gespräch :

NU: Was ist deine Geschichte?

Freyer: Ich bin 25, war im Lycée, im Schomer, war dann in Israel, habe danach in Paris und in Holland studiert, war Mitarbeiterin der SPÖ im europäischen Parlament, war ein Jahr in New York. Jetzt bin ich wieder in Wien, mache gerade mein dreijähriges Forschungsprojekt fertig und bin – schreib das bitte fett und unterstrichen – gerade auf Jobsuche.

NU: Und „Let’s discuss“?

Freyer: Ich kam nach Wien zurück, bin ins jüdische Leben, in die jüdische Gesellschaft eingestiegen und habe nichts, aber rein gar nichts vorgefunden. Also habe ich mich aufgemacht, habe Leute motiviert und, siehe da, es kamen hundert Leute zu unserer Podiumsdiskussion ins Gemeindezentrum.

NU: Es schien, als ob die IKG sich für „Let’s discuss“ nicht interessierte.

Freyer: Eine offizielle Unterstützung der IKG erhielt ich tatsächlich nicht. Allerdings bekam ich schließlich, wenn auch privat und ausdrücklich als anonym bezeichnet, einen finanziellen Beitrag eines IKG-Funktionsträgers. Jetzt plötzlich sucht man sehr dringend Kontakt mit mir. Wahrscheinlich weil es so gut läuft oder vielleicht auch aus Angst, ich könnte zu Chabad überlaufen. Mich interessiert das alles aber nicht. Mir ist das jüdische Engagement wichtig und ich mache daher mit „Let’s discuss“ weiter wie bisher.

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