Kitsch zum schmunzeln

Jüdisch zu leben drückt sich auch in einer Vielzahl typisch jüdischer Gebrauchsgegenstände aus. Abseits rein religiöser Objekte hat sich hier auch ein weites Feld für Kitsch aufgetan. Das Jüdische Museum in Hohenems stellt diesen Kitsch derzeit mit einem Augenzwinkern vor.
Von Alexia Weiss

„I may be blonde but I’m Jewish“, ist auf einem knappen Tanktop, getragen von einer weiblichen Schaufensterpuppe, zu lesen. Puppenkollegen aus Plüsch tragen Kippa, ein Paket Golfbälle ziert die Aufschrift „Mazel Tov Golf Ball Set“. Hanno Loewy, Leiter des Museums in Hohenems, hat das Programm seines Hauses dieses Jahr unter das Motto „Sammler, Dinge, Obsessionen“ gestellt. Und für seine Kitsch-Schau hat er sich einschlägige Unterstützung geholt: Michael Wuliger, der seit vier Jahren jede Woche in der Jüdischen Allgemeinen Zeitung seinen „Shlock Shop“ präsentiert, jüdischen Kitsch aus dem Internet und aus Duty Free Shops am Flughafen, aus Andenkenläden und Supermärkten. Gemeinsam sind Loewy und Wuliger einen „ironischen Streifzug durch die bunte Welt des schönen Seins, auf der Suche nach Gott und Identität“ angetreten. „Jüdische Objekte“, ob als Souvenir in Israel, in einem ehemaligen Ghetto wie jenem in Venedig oder im Internet erstanden, „versprechen Identitäten in der Diaspora, in der Zerstreuung des jüdischen Lebens in der Welt, an der auch die Existenz eines jüdischen Staates nichts geändert hat“, so Loewy. „Kitsch ist ein Versprechen auf Glück, das zwar nicht eingelöst wird, aber die Hoffnung darauf repräsentiert. Der Kitsch der Diaspora ist so ein Versprechen: eine Beziehung zu einem Ort, an dem man nicht ist, aber dessen Gegenwart überall zu spüren ist.“ Für welches Kitschobjekt man sich entscheidet, hängt dann jeweils von der eigenen Beziehung zu Religion, der eigenen Identität ab: Den Orthodoxen mag der verspielte Seder-Teller ansprechen oder der Channukah-Leuchter, der eine Einwandererfamilie in Ellis Island zeigt. Andere Objekte sind wesentlich frecher: das koschere Hundefutter beispielsweise oder die Action-Figur „Moses“ mit den zehn Geboten im Arm

„Jüdischer Kitsch und andere heimliche Leidenschaften“ Ausstellung im Jüdischen Museum in Hohenems Schweizer Straße 5, 6845 Hohenems Tel.: 05576/739 89-0 Bis 8. Oktober 2005 www.jm-hohenems.at

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