„Fresh Paint“ feiert israelische Gegenwartskunst

Als ein gelungener Mix israelischer Gegenwartkunst präsentierte sich die sechste Ausgabe von „Fresh Paint“, die im Mai 2013 in Tel Aviv stattfand. Mit ihrem publikumsorientierten Profil lockte die Messe über 30.000 Besucher an. Typisch für „Fresh Paint“ sind die jährlich wechselnden Standorte, heuer im neugebauten Logistikzentrum im Süden der Stadt.
Von Monika Meryn

„Israelische Sammler lieben figurative oder realistische Werke, am liebsten Öl auf Leinwand“, beschreibt Nir Altmann, Besitzer der Galerie MIKA – Contemporary Art die aktuellen Trends der israelischen Kunstszene. Als einer von dreiundzwanzig Ausstellern bei der Kunstmesse „Fresh Paint“ zeigte Altmann drei Künstler, darunter Igor Litvinov, dessen Bilder bereits in Russland, Europa und den USA zu sehen waren. Litvinov wurde in Vitebsk, Belarus, geboren, das zwischen 1917 und 1922 ein Laboratorium der Moderne war, in welchem bedeutende Vertreter der europäischen Avantgarde, wie z. B. Marc Chagall oder Kasimir Malewitsch, tätig waren. In seinen Werken spiegelt Litvinov seine Geburtsstadt wider, oder er malt in dem ihm eigenen farbenfrohen Stil – einer Verbindung aus Realismus und Abstraktion – weibliche Akte.

Tatsächlich fanden sich auf der Messe kaum abstrakte Bilder oder Installationen. „Der israelische Kunstmarkt ist klein und es gibt nicht so viele Galerien in Tel Aviv. Diese Messe bietet uns die einzige Möglichkeit, uns lokal zu präsentieren und neue Kontakte zu knüpfen“, so Altmann.

Ein heiß umkämpfter Markt

Gegründet wurde „Fresh Paint“ 2008 von Sharon Tillinger und Yifat Gurion. Einerseits wollten sie damit Kunst einem breiteren Publikum zugänglich machen und Hemmschwellen, die mit Kunstkauf verbunden waren, niederreißen, andererseits auch Künstlern eine Plattform bieten, ihre Werke zu verkaufen. Der Erfolg gibt ihnen recht. Die Messe hat sich als feste Größe in Israels Kunstszene etabliert. Solide in weißen Ständen angeordnet, reihte sich in der weitläufigen Halle eine Galerie an die andere.

Gleich mit zwei Ständen war die renommierte Gordon Gallery vertreten: Einer zeigte Werke von Khen Shish und Philip Rantzer, der andere präsentierte den renommierten Künstler Gal Weinstein (Interview siehe Seite 47). Eine der bekanntesten Galerien in Israel ist Sommer Contemporary Art, die auch international tätig ist. Sie setzte unter anderem auf den heute in Berlin lebenden Maler Ofir Dor, dessen Werke 2009 in einer Soloausstellung im Tel- Aviv-Museum gezeigt wurden. Sein expressionistischer Stil lotet in kraftvollen Farben die Grenzen zwischen Phantasie und Realität aus und ist beeinflusst durch Träume, Erinnerungen und Nostalgie.

Neben den Ständen der Galerien gab es wie jedes Jahr das sogenannte „Artists’ Greenhouse“. Jungen, aufstrebenden Künstlern wird hier die Möglichkeit geboten, ihre Werke auszustellen. Diese werden von einer Fachjury ausgewählt, wodurch hohe Qualität gewährleistet ist: Von tausend Einreichungen wurden nur knapp über fünfzig berücksichtigt.

Heuer präsentierte die „Fresh Paint“ eine neue Initiative: Zum ersten Mal fand die „1st Fresh Design“-Messe am gleichen Standort statt, jedoch in einem eigenen Zelt. Ausgestellt waren israelische Designer wie Asaf Weinbroom oder Noam Dover und Michal Cederbaum. Parallel dazu gab es auch ein Design Greenhouse mit Arbeiten von jungen Designern am Beginn ihrer Karriere. Diese Schau wurde in Kooperation mit führenden Design-Hochschulen und Institutionen wie dem Design Museum Holon durchgeführt.

„Wir sind mit dem Ergebnis der Messe sehr zufrieden, denn in der Regel beginnen meine Kunden mit dem Ankauf israelischer Kunst, bevor sie über die Grenzen blicken“, resümiert Altmann von der MIKA Gallery und beschreibt die Szene weiter: „Aber der heimische Kunstmarkt ist sehr schwierig, denn es gibt nicht so viele Sammler wie anderswo. Allein in diesem Jahr haben sechs Galerien in Tel Aviv, die zum Teil schon vor zehn bis zwölf Jahren gegründet wurden, geschlossen. Der Markt ist auch deshalb so heiß umkämpft, weil es nur eine kleine Gruppe von Kunstinteressierten gibt, die 50.000 Dollar und mehr für ein Werk ausgeben.“

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