Durch die Dunkelheit und zurück

Die Schülerinnen und Schüler des Erich Fried Realgymnasiums im 9. Bezirk zeigen die Wurzeln und Auswirkungen des Nationalsozialismus in einem kreativen Setting. Einer der Schüler und neuer NU-Kollege, der 16-jährige DAVID BOROCHOV, berichtet über das Projekt.
Von David Borochov

Wie schafft man es, jungen Menschen die Gefahren des Rassismus, des Faschismus und des Militarismus zu vermitteln? Ihnen zu zeigen, welche ungeheuerlichen Folgen es hat, wenn eine breite Masse Leute wie Hitler zulässt? „Indem Jugendliche in ihrer ‚eigenen Sprache‘ mithilfe von Bildern und mit Bezügen zur Gegenwart erfahren, wie sehr die Menschheit unter den Nazis gelitten hat. Es ist wie eine Impfung“, meint Dr. Willi Urbanek, Direktor des Bezirksmuseums Alsergrund und Lehrer am Erich Fried Realgymnasium. Nach acht Jahren und unzähligen Führungen ist es bewiesen: Sein Konzept funktioniert. So lange schon organisieren SchülerInnen des Erich Fried Realgymnasiums selbstständig die Dauerausstellung „Durch die Dunkelheit und zurück“ im Erinnerungsbunker. Primär im Vordergrund stehen das Gedenken und das Erinnern, an die Opfer, aber auch an die Alsergrunder Zivilbevölkerung, die vor allem unter dem Bombenkrieg großem Leid ausgesetzt war.

In einem Stationen-Betrieb gehen die Besucher durch die „dunklen Jahre“ in den Tiefbunker und erleben dabei den Zusammenbruch der Demokratie mit all seinen Folgen. Einen Höhepunkt stellt der Holocaust-Raum dar, dessen starke, mystische Aura allein durch unendlich widergespiegelte Kerzen zustande kommt und dessen Symbolik viel Interpretationsspielraum zulässt.

Um den Bunker sah es jedoch nicht immer so gut aus. Erstmals Schwierigkeiten gab es 2008, als er aus Sicherheitsgründen wegen der mangelhaften Belüftung nicht zugänglich war. Als ein Jahr später Stadtrat Michael Ludwig eine Petition überreicht wurde, schaltete sich die Stadt Wien ein und nach einem langen Jahr der Bauarbeiten konnten Führungen wieder stattfinden. Eine weitere Bürde stellten die Energiekosten dar. Als die Stadt Wien vor etwa einem Jahr nicht mehr dafür aufkommen wollte, lag die Zukunft des Erinnerungsbunkers einige Monate lang vollkommen im Ungewissen. Bis sich die deutsche F. C. Flick Stiftung (nicht zu verwechseln mit der österreichischen Flick- Stiftung) als neue Hoffnung herausstellte. Da sie genau solche Projekte wie das unsere unterstützt, gelang es uns mithilfe einer Menge Charme und Professionalität einige Vertreter der Stiftung von der Sinnhaftigkeit unseres Projekts zu überzeugen und das Bestehen des Bunkers weiterhin zu sichern.

Wichtig sind solche Projekte vor allem in Zeiten wie diesen, in denen tatsächlich manche die Meinung vertreten, dass über das Thema Holocaust zu viel unterrichtet wird, dass sich SchülerInnen dabei langweilen und abstumpfen, ja sich sogar nicht mehr trauen, das Wort „Jude“ in den Mund zu nehmen. Ganz falsch liegen diese Menschen mit diesem Gedanken nicht. Durch klassischen Frontalunterricht, bei dem man ein paar fade Dokumentationen sieht und die Fakten heruntergebetet bekommt, ist eine solche Meinung schon verständlich. Aber trotzdem darf nie und nimmer damit aufgehört werden, darüber zu reden, was damals passiert ist, wieso es passiert ist und wie man das verhindern kann.

Auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer schrieb uns einmal in einem Brief: „Gerade das Engagement von Schülerinnen und Schülern ist wichtig für eine kritische, starke Zivilgesellschaft für die Zukunft. Schließlich kann nicht einmal das stärkste Parlament die Demokratie auf Dauer vor jenen verteidigen, die sich ihrer entledigen wollen und sie missbrauchen für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze.“

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